Mit Samenbomben die Welt verändern – wieso immer kleinklein, hier ist der Anspruch gleich der ganze Planet! Ein sportliches Ziel, das sich das gleichnamige neue Buch zum Thema Guerilla Gardening hier vornimmt. Aber – jetzt mal ernsthaft gefragt – warum zur Hölle nicht?


Ein befreundeter Journalist träumt davon, Kriegsreporter zu werden, um die Welt besser zu machen. Aber hilft das wirklich, wenn wir noch mehr schreckliche Bilder sehen? Ich bin ein großer Fan von Veränderungen im Kleinen. Und ich glaube, dass die – besonders in der Masse – genausoviel bewirken können wie heroische Taten in Krisengebieten.

Projekt Weltverbesserung
Aber zurück zu den Samenbomben und dem Buch, das beim Projekt Weltverbesserung helfen soll. Die Autorin Josie Jeffery stammt aus einer englischen Hippiefamilie, aufgewachsen zwischen einem Zigeneuerleben im Bus und sesshaften Abschnitten auf einer Farm. Die Familienfotos dazu sind ein schöner Einstieg und machen das Ganze persönlich und authentisch. Im Anschluss hat Jeffery Gartenbau- und Gestaltung studiert; seit einigen Jahren widmet sie sich nun den Samenbomben.

„Wieso müssen die Samen eigentlich werfbare Bomben sein, wieso streut man sie nicht einfach?“, war meine erste Frage an das Buch. Die Antwort wenige Seiten später: Es gibt manchmal schwer zugängliche Bereiche hinter Zäunen, an Böschungen, Straßen etc., wo der Guerilla Gärtner zum Streuen nicht sicher hinkommt. Hier bewähren sich dann die Wurfeigenschaften.

Samenbomben bieten sich vor allem für kahle, vernachlässigte Orte an – Randstreifen von Straßen, Baumscheiben in der Stadt, die sonst nur als Fahrradplarkplatz oder Hundeklo dienen, sich selbst überlassene Grundstücke… Das ist nicht 100 Prozent legal, es verschönert aber den Platz um 100 Prozent. Wenn Leute vorbeigehen, lächeln und sich über die Blumen freuen, ist die Welt meiner Meinung nach ein ganzes Stück besser geworden.

Nicht das Ökosystem sprengen
Im Buch erfahren wir, wie man Samenbomben herstellt und worauf dabei zu achen ist. Besonders wichtig ist der Hinweis, nur mit einheimischen und  für das Terrain geeigneten Pflanzen zu bomben. Wer Neophyten einschleust, sprengt schnell das lokale Ökosystem in die Luft. Die Do’s und Don’ts beim Samenbomben hat der Verlag außerdem online zusammengestellt.

Bild: Ulmer

Im hinteren Teil finden wir Pflanzenportraits. Weil das Buch international erscheint, sind davon leider nicht alle bei uns heimisch, also genau hingeschaut. Außerdem gib es ein Glossar und Rezepte für verschiedene Bombentypen: Samenbomben für Insekten, für Vögel, für ein bisschen Farbe oder mit Futterpflanzen für Menschen.

Schöne Bilder, liebevoll aufgemacht
Besonders hat mir die liebevolle Aufmachung des Buchs gefallen, die an aktuelle Trends wie Scrapbooking angelehnt ist. Es finden sich Polaroids, Merkzettel oder Zeichnungen, die wie ins Buch geklemmt oder geklebt aussehen. Wo Platz ist, ist einfach hier oder da mal ein Schmetterling oder eine Biete reingezeichnet. Als Printmensch fällt mir außerdem das schwere Papier (<300g) auf, das mit Wellpappe- oder Millimeterpapier-Hintergründen daherkommt. Schaut euch das am besten gleich selbst an, hier gibt’s eine Leseprobe.

Für wen eignet sich das Buch?
Ich würde das Buch für Leute empfehlen, die sich für Naturschutz interessieren und von Guerilla Gardening vielleicht noch nichts gehört haben. Ebenso auch für Leute, die Guerilla Gärtner sind oder werden wollen. Plus: Aufgrund der schönen Aufmachung ist „Mit Samenbomben die Welt verändern“ ein hübsches Geschenk.

Herzlichen Dank an den Ulmer Verlag für das Rezensionsexemplar!